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BüroleiterinIhre Kollegen würden sie als ehrlich, lustig und streng beschreiben. Und als gerecht, hofft Susanne. Gerechtigkeit ist ihr wichtig. Denn dass es im Leben nicht immer gerecht zugeht, hat unsere Büroleiterin selbst schon früh erfahren müssen. „In meinem Elternhaus herrschte das pure Chaos“, sagt sie, „und ich habe mir schon als Kind vorgenommen, alles besser zu machen, als meine Familie.“ Um das zu erreichen, musste Susanne schon als Jugendliche manch schweren Weg beschreiten. Eine Klassenfahrt konnte sie sich nur leisten, weil ihre Lehrerin sie bei sich putzen und bügeln ließ. Mit sechzehn zog sie zu Hause aus und begann eine Ausbildung zur Arzthelferin. Weil sie von ihrem damaligen Freund um Hab und Gut betrogen wurde, musste sie zeitgleich noch kellnern gehen und Zeitungen austragen, um sich über Wasser zu halten. „Ich wollte nie klein beigeben“, erinnert Susanne sich, „und habe einfach immer weiter gemacht.“ Eine Einstellung, die ihr über viele Schicksalsschläge hinweg geholfen hat.

Für die Berufsschule blieb damals keine Zeit. Deshalb musste Susanne den Prüfungsausschuss der Ärztekammer mit praktischen Fähigkeiten überzeugen. Und das gelang ihr: Weil sie alle Tätigkeiten einer Arzthelferin souverän ausführen konnte und die Erwartungen übererfüllte, legte sie trotz der schulischen Fehlstunden eine ausreichende Gesamtnote hin, um den Beruf der Arzthelferin ausüben zu dürfen.

Das war ein Glücksfall für uns und unseren Chef Burkhard Püttmann. Denn der kam regelmäßig zur Korsett-Sprechstunde in die orthopädische Praxis, in der Susanne arbeitete und „mopste“ ihr bei der Gelegenheit immer die Zigaretten. Das verbindet. „Das ist jetzt über 20 Jahre her“, sagt Susanne. „Als ich mich dann irgendwann verändern wollte, suchte das Sanitätshaus Püttmann gerade eine neue Organisationskraft und ich bin zum Probearbeiten dort hin.“ Aber nach nur drei Stunden hatte sie eine Auseinandersetzung mit einer leitenden Mitarbeiterin unseres Familienbetriebs. Trotzdem fing sie zwei Tage später als Sachbearbeiterin bei uns an. Ihre ersten Ansprechpartnerinnen waren Ellen Schlipp und Birgit Gabriel, die Susanne in unser Abrechnungswesen und unsere orthopädietechnische Werkstatt einführten.

In den folgenden Jahren strukturierte sie die Verwaltung um, dann auch weitere Abteilungen und Prozesse. Außerdem betreute sie die Einführung einer neuen EDV. Wegen ihrer Beständigkeit und manchmal harten, aber immer gerechten Entscheidungen bekam Susanne immer mehr Verantwortung übertragen: zuerst für die Abrechnung, dann für die Verwaltung und nach und nach für die gesamten Abläufe im Unternehmen. Heute gehört sie zur festen Führungsriege unseres Sanitätshauses.

„Ich habe während meiner Zeit hier von jedem etwas gelernt“, sagt Susanne, „das ist ein tolles Team. Auch wenn wir uns mal ‚an die Köppe‘ kriegen – wenn es hart auf hart kommt, halten alle zusammen.“ Fast alle Mitarbeiter, die sie vor zwölf Jahren bei uns kennen gelernt hat, sind auch heute noch in unserem Betrieb. Schön findet Susanne, wenn sie erlebt, „dass aus Azubis Gesellen werden und aus Gesellinnen Meisterinnen“. Bis zur Rente solle das gerne so weiter gehen. Und was dann? „Sterben werde ich jedenfalls mal unter einem Apfelbaum, das war immer mein Ziel.“ Bis dahin lebt sie aber erstmal unter einem, denn sie ist vor Kurzem aufs Land gezogen.